www.Schwerteln.de : Glossar.Ueberlaufen Letzte Änderung: July 18, 2008, at 09:13 AM

Überlaufen
Letzte Änderung: July 18, 2008, at 09:13 AM von Elmar

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Die Schwertler meinen:

Das Überlaufen zählt zu den Hauptstücken Liechtenauers. Es gründet sich auf eine einfache geometrische Tatsache: Mit geraden Armen erreicht man mit dem Ort einer jeden Waffe genau dann die maximale Reichweite, wenn man sie auf Schulterhöhe dem Gegner entgegen hält.

Ausdruck findet dieses Prinzip in einigen elementaren Techniken: Haut oder sticht einem der Gegner aus dem Zufechten zu den tiefen Blößen oder greift mit einem Unterhau an, so braucht man gar nicht zu versetzen, sondern kann den Gegner mit einem Hau oder Ansetzen zu den oberen Blößen indes treffen. Will der Gegner das Überlaufen seinerseits versetzen, bleibt ihm nur ein sehr schwaches Anbinden von unten, gegen welches dann aber mit der Stärke der überlegenen Position gearbeitet werden kann.

Zur Durchführung des Überlaufens wird man eventuell die Mensur leicht zu den eigenen Gunsten korrigieren müssen, aber bereits das Verlagern des Schwerpunkts kann dazu ausreichen.

Im Überlaufen ist wohl der hauptsächliche Grund zu suchen, warum im Bloßfechten keine Stiche tiefer als auf Bauchhöhe erwähnt und aus dem Zufechten Angriffe zur Brust oder zum Gesicht so deutlich bevorzugt werden. Die Quellen betonen auch, die oberen Ansetzen wären stärker als die unteren. Auch die untergeordnete Rolle des Unterhaus erklärt sich so.

Im Harnischkampf finden selbst Mortschläge Verwendung beim Überlaufen. Dort wandert auch die Grenze für untere Stiche bis in den Schritt nach unten (Danzig1452: 111r), offensichtlich weil dort eine weitere Schwäche der Panzerung sitzt.

Eingeschränkt wird das Prinzip des Überlaufens immer dann, wenn entweder vorgelagerte Ziele wie Bein oder Fuß (Talhoffer1467: p45) angegriffen werden oder aber der Abstand bereits so nahe ist, dass tiefe Ziele problemlos erreicht werden können. Das gayszlen auf p10 derselben Quelle könnte ebenfalls eine Technik sein, die das Überlaufen außer Kraft setzen will.

In späteren Quellen wird der Begriff sehr unscharf verwendet, so scheint er bei Meyer1570: 48v das Verfliegen eines Haus zu bezeichnen, bei 50r eine Reißtechnik mit dem Knauf. Mair hingegen scheint auf Mair1542: 8v, 9r eher ein Übergreifen zu beschreiben.

Lecküchner verwendet im langen Messer den Begriff außer in der obigen Bedeutung (Lecküchner CGM582: 46r) noch anders (46vff), zumindest bei Jörg Wilhalm wird dies auch für das lange Schwert adaptiert. Ob es sich um bloße Homonyme handelt oder ob ein übergeordneter Zusammenhang existiert, ist noch zu untersuchen.

Marcel Dorfer meint:

überlauffen, uberlauffen: 1. Jeder hau oder Stich über die Waffe des Gegners hinweg in seine oberen Blößen, wenn dieser die unteren Blößen angreift.
2. Ein Übersetzen im band von innen oder außen des nur mit der Rechten nahe dem kreuz gefassten Schwertgriffes über die Waffe des Gegners in der Nähe von oder direkt über dessen Hand, so dass man den Schwertknauf von unten mit der linken Hand ergreifen und an der Waffe oder der Hand des Gegners reißen konnte.

André Schulze meint:

kein Eintrag

Quellenverweise:


Referenzierende Artikel: