www.Schwerteln.de : Glossar.Oberhau | Letzte Änderung: August 05, 2008, at 09:29 AM |
Oberhau
Letzte Änderung: August 05, 2008, at 09:29 AM von Elmar
- Einordnung: Hau
- Begriffsherkunft: Historisch
- Waffe: Langes Schwert
- Synonyme: oeberhaw, ober haw, obrihaw, aberhaw, fry how von Tach(?)
Die Schwertler meinen:
Der Oberhau in seiner allgemeinsten Definition umfasst alle Haue, die von oben geschlagen werden und kommt nicht nur im langen Schwert, sondern z.B. auch im Kampf mit kurzem Schwert und Buckler sowie im Rossfechten vor. In der etwas spezielleren Form, wie der Begriff bei Liechtenauer verwendet wird, kann davon ausgegangen werden, dass er den Hau von oben mit der langen Schneide meint. Höchstwahrscheinlich werden dabei der senkrechte und der schräge Oberhau nicht streng getrennt. (Siehe zu dieser Frage auch den Eintrag zu Haupthau - in GNM3227a: 23rf werden Ober- und Unterhau als die Haupthaue zusammengefasst, von denen alle anderen Häue abgeleitet sind.) Der Oberhau wird von den alten Meistern offenbar als grundlegend empfunden, sehr oft werden Techniken als Antwort auf einen Oberhau beschrieben. Eine spezielle Beschreibung des Oberhaus lesen wir daher in den Quellen des 15. Jhdts nur bei Ringeck1440: 12r: Dort heißt es erstens, der Hau sei unbedingt mit einem Schritt mit demjenigen Bein, von dessen Seite der Hau kommt, auszuführen, da er ansonsten zu kurz geriete. Zweitens wird der Hau hier überraschenderweise explizit bis hinunter vor das andere Bein beschrieben - obwohl bei vielen anderen Vorkommen klar davon auszugehen ist, dass der Hau stattdessen ins Hengen erfolgt. Durch die verporgen Hau wird in den Quellen, die auf Liechtenauer zurückgehen, der Oberhau in seiner Bedeutung für den agierenden Kämpfer etwas zurückgedrängt. Trotzdem finden sich noch genug Stellen, in denen zum Oberhau geraten wird, etwa im Form des Fehlers (Danzig1452: 22r), als Alternative zum Ansetzen beim Ueberlaufen (Ringeck1440: 39v), oder zum Herbeiführen der Bindung (Danzig1452: 36v). Auch einzelne Folgetechniken werden beschrieben, so etwa das Herabreissen bei Ringeck1440: 35v. Einzelne Stellen (GNM3227a: 34v, Danzig1452: 36v) weisen darauf hin, dass der Oberhau möglicherweise nicht nur als gezogener, sondern auch als geschobener Hau (siehe Hau) ausgeführt wurde. Bei Danzig1452: 22r erscheint der Begriff freier Oberhau, ohne dass notwendigerweise etwas anderes als ein normaler Oberhau gemeint sein muss, ebenso wie bei Talhoffer1467: t5 der fry how vom tage nur einen normalen Oberhau zu bezeichnen scheint. Die Bedeutung des Wörtchens frei wird indes in einem eigenen Eintrag zu klären sein. Bei Meyer wandelt sich die Definition des Oberhaus: Da bei ihm der Begriff Zornhau den alten schrägen Oberhau abdeckt, ist ein Oberhau bei ihm explizit (11r) senkrecht und mit dem (meyerschen) Scheitelhau (bzw. seinem Schedelhau) gleichzusetzen. (Trotzdem scheint sich diese Benennung auch bei ihm nicht in aller Konsequenz fortzusetzen, denn etwa beu 29v beschreibt er einen Oberhau gegen das linke Ohr, was bei einem senkrechten Hau nur schwer durchführbar erscheint.) Jedenfalls sind viele Aussagen wie die auf 16r, dass der Oberhau alle andere Häuw als den Zorn Mittel oder Uberzwerch unnd Underhauw von Oben undersich dempffet bei Meyer immer in diesem Lichte zu sehen. | |
Marcel Dorfer meint:
oberhaw, obern haw, oberhau: Von schräg oder gerade von oben geführter hau. | |
André Schulze meint:
Oberhau, Oberhow: Schlag von oben nach unten, wird auch schräg ausgeführt (1. 17). |
Quellenverweise:
- GNM3227a: 23r, 24r, 25v, 28v, 32v, 34v, 48r
- Danzig1452: 13r, 22r, 36v, 80r, 98r, 98v
- Ringeck1440: 12r, 19r, 29v, 35v, 39v, 47r, 54r, 55v, 56v, 57r
- Speyer: 3r, 13v, 18v, 20r, 21v, 22r, 25r, 27r, 27v, 31r, 35r
- Egenolph: 5r, 11r
- Mair1542: 9v, 10v
- Meyer1570: 11r, 11v, 14v, 16r, 21r, 29v, 31r, 31v, 40r, 41r, 43r, 49v, 50v, 51v, 53r, 53v, 57r, 60v, 61r, 63v, 64r, 64v
- Talhoffer1467: t1, t3, t5?, t17, t28
Referenzierende Artikel: